14. Forschungspreis
Preisträger_innen und prämierte Arbeiten:
Pride Biz Forschungspreis, gestiftet von der Wiener Städtische Versicherung AG
Johanna Pfabigan: E-Learning Tool zur Sensibilisierung von Gesundheitsfachkräften zu Gesundheit und zur Gesundheitsversorgung von LGBTIQ+ Personen
LGBTIQ+-Personen sind überdurchschnittlich häufig mit Diskriminierung konfrontiert. Sie erleben Vorurteile und Pathologisierung. Nach wie vor werden Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit (Mann, Frau) als Norm verstanden. Dies schafft für Personen, die diesem Bild nicht entsprechen, eine belastende Lebenssituation. Insbesondere gesundheitliche Probleme können sich dadurch ergeben oder noch zusätzlich verstärken. Zudem nehmen Betroffene oft Hindernisse im Zugang zu einer adäquaten Gesundheitsversorgung wahr, und es fehlen ihnen Informationen, unter anderem zu passenden Möglichkeiten der Behandlung. Im Rahmen des LGBTIQ+ Gesundheitsberichts 2022 gaben etwa die Hälfte der befragten LGBTIQ+ Personen an, bereits Diskriminierungserfahrungen im Kontakt mit dem Gesundheitswesen gemacht zu haben. Dies führt dazu, dass einige Menschen trotz gesundheitlicher Probleme keine medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Diskriminierungserfahrungen können sehr unterschiedlich und komplex sein. In den meisten Fällen passiert diese sehr unbewusst, da es oft an Informationen dazu mangelt, wie sich Diskriminierung eigentlich äußert. Aufklärung über die Vielfalt von Geschlechtsidentitäten, Geschlechtsmerkmalen und sexuellen Orientierungen ist wichtig, um die psychische Belastung und Diskriminierung von LGBTIQ+-Personen zu entschärfen und ihre Gesundheitsversorgung zu erleichtern. Besonders Fachleute in Gesundheitsberufen können dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Anknüpfend an die Ergebnisse des ersten LGBTIQ+-Gesundheitsberichtes 2022 werden nun mit einem umfangreichen E-Learning Tool zur Sensibilisierung des Gesundheitspersonals niederschwellig zugängliche Schulungsmöglichkeiten für Fachkräfte im Gesundheitswesen ermöglicht.
Pride Biz Forschungspreis, gestiftet von der AK Wien
Franziska Klein: Vienna’s Queer Villa(ge)? A Case Study of Queer Urban Space and Place in Austria’s Capital
This master thesis sets out to fill the gap in academic discussion regarding queer safe spaces in Austria, as well as the assumed gap of a non-existent queer neighborhood in Austria’s capital city Vienna. To do so, I employ a mixed method approach of archival research and qualitative interview analysis to answer the research question of How the Türkis Rosa Lila Villa as a queer safe space for the LGBTQ+ community has adapted to urban and queer community developments and how it has influenced them in return. Combining an analysis of gayborhood development based on Collins (2004) with a fit-access-control framework based on Nusser and Anacker (2013) allows an in-depth look into the Türkis Rosa Lila Villa as an anchor institution in what might be considered queer village. Additionally, five common themes derived from the interview analysis – Coming Out/Being Out, Intimidation, Consumerism, Online Spaces, and Queer Community – provide insights into the Villa’s historical, as well as contemporary significance for the Viennese queer community as a queer safe space.
Pride Biz Forschungspreis, gestiftet von der UniCredit Bank Austria
Sebastian Pay: Vor dem Gesetz sind alle gleich? Die Beseitigung von Verfolgung und Diskriminierung von LGBTIQ Personen in Österreich
Die vorliegende Studie wurde im Zuge des Forschungsprojekts „Vor dem Gesetz sind alle gleich?“ im Auftrag des Bundesministeriums für Justiz erstellt und im Juni 2024 als Teil der Publikation „Befreiter Regenbogen. Die Beseitigung von Verfolgung und Diskriminierung in Österreich 1945-2024“ präsentiert. Der hier vorliegende Teil des Forschungsprojekts beschäftigt sich dabei umfassend mit der strafrechtlichen Verfolgung von Personen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität, der Entwicklung des zivilgesellschaftlichen und politischen Engagements gegen dieses ‚staatliche Unrecht‘ und der Aufarbeitung der kontinuierlichen Verfolgung von LGBTIQ-Personen durch die Zweite Republik. Dabei geben insbesondere erstmals zugängliche Akten und Unterlagen des Bundesministeriums für Justiz zentrale, neue Auskünfte über dieses wichtige Kapitel queerer Geschichte in Österreich. Die Untersuchung verfolgt auf dieser Basis das Ziel, die Kontinuitäten und Brüche in der strafrechtlichen Verfolgung gleichgeschlechtlicher Handlungen sowie deren gesellschaftliche und politische Implikationen zu analysieren – ein eigener Exkurs analysiert darüber hinaus staatliches Unrecht gegen Personen aufgrund von deren Geschlechtsidentität. Die Studie verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, der Elemente der Rechts-, Sozial- und Kulturgeschichte miteinander verknüpft und insbesondere diskursive Prozesse und Methoden der Aushandlung gesellschaftlicher Mehrheiten über die Bewertung von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in den Fokus rückt. Durch die Einbeziehung verschiedener Quellengattungen wird ein facettenreiches Bild der strafrechtlichen Verfolgung und ihrer Auswirkungen auf das alltägliche Leben der Betroffenen gezeichnet. Um den notwendigen ganzheitlichen Überblick über die Geschichte der strafrechtlichen Verfolgung von insbesondere gleichgeschlechtlichen Handlungen zu geben, wird das staatliche Unrecht gegen LGBTIQ-Personen in seiner historischen Kontiunität – beginnend im 19. Jahrhundert, über die Kleine Strafrechtsreform 1971, bis zur Aufhebung des letzten Sonderstrafparagraphen im Jahr 2002, sowie darüber hinaus bis hin zur Einführung von staatlichen Entschädigungszahlungen für die Opfer dieser Strafverfolgung im Jahr 2024 – analysiert. Die vorliegende Studie versteht sich vor diesem Hintergrund als Beitrag zur Aufarbeitung der historischen und rechtlichen Entwicklungen im Bereich der LGBTIQ Gleichstellung in Österreich. Sie zeigt auf, wie strafrechtliche Bestimmungen zur Diskriminierung und Verfolgung beitrugen und welche Hürden auch nach deren Abschaffung durch diskursive Prozesse und politische Entscheidungen aufrechterhalten wurden. Gleichzeitig wirft diese Arbeit aber auch einen Blick auf noch immer bestehende dunkle Flecken in der Aufarbeitung und Wiedergutmachung des staatlichen Unrechts gegen LGBTIQ-Personen in Österreich nach 1945 und liefert damit eine Grundlage für dringend notwendige weitere Forschungsarbeiten.
Pride Biz Forschungspreis, gestiftet vom Sozialministerium
Jona Moro: „Es ist unmöglich, nicht-binär passing zu sein.“ Geschlechtsausdruck nicht-binärer Menschen zwischen Marginalisierung und Nonkonformität in Österreichs binärem Gesellschaftssystem
Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie nicht-binäre Menschen ihr Sozialleben in der stark zweigeschlechtlich strukturierten österreichischen Gesellschaft erleben sowie welche Auswirkungen diese Erfahrungen auf den individuellen Geschlechtsausdruck haben. Hierfür wurden sechs in Österreich lebende nicht-binäre Personen zu den Themen Sozialisierung, Körper, Geschlechtsempfinden, Passing, Repräsentation sowie Diskriminierung interviewt, um die Erkenntnisse aus den Gesprächen anschließend mit Theorien zu Geschlecht und Gesellschaft zusammenzuführen. Es entsteht eine mehrstimmige Analyse der aktuellen Lebensrealitäten nicht-binärer Menschen, die nicht nur erahnen lässt, wie stark die gesellschaftlichen Umstände in die Intimsphäre Einzelner eindringen, sondern auch Schlüsse auf notwendige Veränderungen zulässt, um der systemimmanenten strukturellen wie individuellen Diskriminierung jener Personen, die nicht mit der zweigeschlechtlichen Ideologie konformieren, zu begegnen. Die zentralen Erkenntnisse der vorliegenden Arbeit fußen auf der Omnipräsenz der zweigeschlechtlichen Hegemonie, die einen Grundstein der österreichischen Gesellschaft bildet. Kolonialrassistisch kapitalistisch verwurzelt, dient die Differenzierung zweier komplementär und einander ergänzend konstruierter Geschlechter dem sozialen, wirtschaftlichen wie politischen Strukturerhalt, wobei die Naturalisierung der sozialen Kategorie des Geschlechts dafür sorgt, dass diese Mechanismen weitgehend unsichtbar und vor allem unhinterfragbar bleiben. Einige der Interviewpartner*innen greifen nicht zuletzt deshalb auf die Mischung männlich und weiblich konnotierter optischer Marker zurück, um ein im binären Schema uneindeutiges, widersprüchliches Bild zu erzeugen. Der Eindruck, der entstehen soll, wird primär entlang des Bezugssystems der cis-heteronormativen Hegemonie produziert. Es zeigt sich, wie eng höchstpersönliche Entscheidungen und (Körper-)Empfindungen mit gesellschaftlichen Realitäten verwoben sind. Anhand der Interviews wird der umfassende Leidensdruck deutlich, den nicht-binäre Menschen durch Sozialisierung und Alltag in einer Gesellschaft, die ihre Existenz im Allgemeinen leugnet und auf der Überzeugung beharrt, es gäbe ausschließlich zwei Geschlechter, erfahren. Geschlechter- und queertheoretisch fundiert beleuchten die aus den Interviews gewonnenen Daten am Beispiel der Geschlechtsperformanz diverse Navigationsstrategien nicht-binärer Menschen in der geschlechterbinären österreichischen Gesellschaft. Die vorliegende Masterarbeit leistet damit einen wichtigen Beitrag zu gesellschaftlichen Debatten, die nicht zuletzt aufgrund der aktuell laufenden Klagen nicht-binärer Menschen1 zur Öffnung anderer Geschlechtseinträge abseits von ‚männlich‘ und ‚weiblich‘ auch für Personen ohne medizinisch bestätigter sogenannter Variante der Geschlechtsentwicklung in den kommenden Jahren weiter an Relevanz gewinnen werden.
Pride Biz Forschungspreis, gestiftet von der Oesterreichischen Nationalbank
Julian Schönauer: The Impact of Social Support and Authenticity on LGBTQ+ Employees
LGBTQ+ employees continue to face heterosexism and stigmatization at work, impairing their workplace attitudes and behaviors, such as individual entrepreneurial orientation (IEO). This creates a need to identify effective interventions that promote IEO among LGBTQ+ individuals and to understand the underlying psychological mechanisms. To this end, the present study examines LGBTQ+ social support as a potential antecedent of each IEO dimension – i.e., innovativeness, proactiveness, and risk-taking – among LGBTQ+ employees while exploring felt authenticity as a potential mediator. Drawing on social exchange theory, the job demands-resources model, and minority stress theory, we analyzed 952 responses from 47 countries collected between April and July 2023. Our results show that LGBTQ+ support from the supervisor, colleagues, and LGBTQ+ employee resource group (ERG) members is positively associated with innovativeness and proactiveness but not risk taking. Authenticity at work fully mediates the significant relationships. These findings underscore the value of LGBTQ+ support in entrepreneurial value creation and suggest that authenticity is an important psychological antecedent of entrepreneurial behavior.
Hauptsponsor_innen:
- AK Wien, vertreten durch Renate Anderl
- UniCredit Bank Austria, vertreten durch Martin Mayr
- Wiener Städtische Versicherung AG, vertreten durch Astrid Limberger
- Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, vertreten durch Christian Klopf
- Oesterreichische Nationalbank, vertreten durch Gottfried Haber
Sachsponsor_innen:
- Buchhandlung Löwenherz
- Zweigstelle
Ort der Verleihung:
Oesterreichische Nationalbank, Otto-Wagner-Platz 3, 1090 Wien
Kennzahlen:
- 85 Einreichungen
- 10 wissenschaftliche Disziplinen
- 40 Gutachten
- 5 prämierte Arbeiten
Preisgeld gesamt:
- 7.500€
Video (c) wienweit.medien
Fotos © Christine Miess
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